Wasserturm der Chemischen Fabrik Kalk

©Anatoli Stepanko

Am 1. November 1858 gründeten der Kaufmann Julius Vorster und der Chemiker und Apotheker Hermann Julius Grüneberg die Chemische Fabrik Vorster & Grüneberg, Cöln. Die beiden Gesellschafter wählten als Standort für das Werk das rechtsrheinische Dorf Kalk, da die dortigen Bauflächen außerhalb der zweiten Kölner Rayonlinie lagen und somit eine Industrieansiedlung möglich war. Sie erwarben das Grundstück der ehemaligen Eisengießerei Biber & Berger. Drei Monate nach der Fertigstellung der Fabrik wurde mit der Produktion von Kalisalpeter begonnen, das als Oxidationsmittel zur Lebensmittelkonservierung sowie zur Herstellung von Schwarzpulver verwendet wurde. Der Kalisalpeter wurde aus russischer Pottasche und Natron hergestellt, als Nebenprodukt wurde Soda gewonnen. Beschäftigt wurden in dieser Zeit zehn Mitarbeiter.

1860 schloss Grüneberg sein Studium mit der Promotion ab. Er forschte auf dem Gebiet der Agrikulturchemie und entwarf Tabellen für die Dosierung von Dünger. Diese waren für Landwirte über Jahrzehnte richtungweisend. Das Unternehmen erweiterte 1864 die Produktpalette um Stickstoff- und Phosphatdünger. Vorster & Grüneberg war damit die erste Großfabrik in Deutschland, die drei Hauptnährstoffe für Pflanzen, Stickstoff, Phosphor und Kalium chemisch herstellte.

Kurz nach Inkrafttreten des GmbH-Gesetzes wurde die Personengesellschaft Vorster & Grüneberg am 1. Juli 1892 in die Chemische Fabrik Kalk GmbH umgewandelt – sie war eine der ersten Gesellschaften mit beschränkter Haftung in Preußen.

Zum hundertjährigen Firmenjubiläum am 1. November 1958 waren 1820 gewerbliche Arbeiter und 549 Angestellte im Unternehmen beschäftigt.

Die allgemeine Rezession Mitte der 1970er-Jahre führte wegen Absatzschwierigkeiten zu ersten Entlassungswellen im Werk. Anfang der 1980er-Jahre wurde mit der Herstellung von Brom versucht, auf dem Gebiet der Feinchemie neue Geschäftsfelder zu erschließen. 1985 stellte die Fabrik diese Produktion nach einem Großbrand der Bromlagerhalle wieder ein, 1988 wurde auch die Düngerproduktion beendet. Fortan kam es jährlich zur Stilllegung weiterer Betriebsteile aus wirtschaftlichen Gründen. Am 23. Dezember 1993 wurde die Produktion von Soda und Kaliumchlorid in den noch verbliebenen Betriebsteilen beendet. Sämtliche Fabrikgebäude auf dem 40 Hektar großen Gelände wurden abgerissen und der mit Schwefel und Schwermetallen verseuchte Boden saniert. Erhalten blieb allein der 1904 erbaute Wasserturm. Er ist gut 40 m hoch. Im Innern des Wasserturms befindet sich ein Schornstein, so dass aus dem Wasserturm weißer Rauch aufstieg.

Textquelle: Wikipedia