Das normative Leitbild der Umweltgerechtigkeit zielt darauf ab, die Ungleichverteilung von gesundheitsschädlichen Umweltbelastungen und gesundheitsfördernden Umweltressourcen im Raum zu verringern. In der Regel sind vor allem sozial und ethnisch benachteiligte Menschen in belasteten Stadtteilen wohnhaft. Durch den Klimawandel gewinnt das Leitbild durch den Zuwachs der thermischen Belastung in den letzten Jahren zusätzliche Aktualität. Aufgrund der Tatsache, dass sozial benachteiligte Menschen in der Regel einen geringeren ökologischen Fußabdruck aufweisen, besteht somit eine doppelte Benachteiligung.
Der Stadtteil Köln-Kalk, ein ehemaliger „Arbeiterstadtteil“ mit wichtigen Integrationsfunktionen, wird aufgrund seiner städtebaulichen Strukturen in erheblichem Maße belastet, sodass daraus gesundheitsschädliche Auswirkungen für die Bevölkerung entstehen. Im Rahmen der Masterarbeit wird daher ein Handlungskonzept aufgestellt, wie die benachteiligenden Strukturen reduziert werden können. Dabei ist zu beantworten, wie die Stadtteilentwicklung möglichst sozialverträglich gestaltet werden kann, um Verdrängungseffekte infolge der Aufwertungsmaßnahmen zu minimieren.
Zur Beantwortung der Forschungsfrage wurde ein Methoden-Mix aus theoretisch-analytischem sowie quantitativ- und qualitativ-empirischem Vorgehen angewandt. Im Rahmen einer Triangulation wurden insgesamt sieben Expert:inneninterviews geführt. Zusätzlich erfolgte eine GIS-gestützte Analyse des Raumes, mit welcher die Umweltbelastungen und -ressourcen im Raum identifiziert wurden. Mithilfe mehrerer Ortsbegehungen konnten außerdem qualitative Erkenntnisse zu dem Stadtteil gesichert werden.
Es ist festzustellen, dass ein Großteil des Stadtteils in hohem Maße durch die Umwelt belastet wird. Belastungsschwerpunkte sind vor allem entlang der stark befahrenen Straßen festzustellen. Zusätzlich wirkt die thermische Belastung sehr hoch, weshalb in Anbetracht des Klimawandels verstärkende Belastungen zu erwarten sind. Kalk weist eine hohe soziale Mischung auf, es wurden jedoch Indizien festgestellt, welche auf eine kleinräumige (umweltbezogene) Mikrosegregation hindeuten.
Innerhalb des Stadtteils ist eine hohe Mitwirkungsbereitschaft diverser sozialer und zivilgesellschaftlicher Akteure festzustellen, während ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung (bislang) ein geringes Partizipationsinteresse aufweist. Zudem bestehen aufgrund der dichten Bebauung nur wenige Potenzialflächen innerhalb des Stadtteils. Es werden daher vor allem dezentrale, kleinteilige Maßnahmen im Wohnumfeld empfohlen, bei denen auch vielfältige Möglichkeiten für aktivierende Bottom-Up-Ansätze bestehen. Die Transformation von Verkehrsräumen stellt zudem ein Potenzial dar, mittelfristig steht zusätzlich die Umstrukturierung von größeren Potenzialflächen zur Disposition.
Quelle: Tom Brand