Eine Frauenstimme singt „Bella Ciao“, die Hymne der Antifaschisten, Historiker Fritz Bilz legt ausführlich dar, wie der kölsche Karneval in die Nazi-Diktatur verstrickt war, und der junge Lyriker Jaroslaw Bak trägt sein Gedicht über die Ängste bei der Begegnung mit Fremden vor: Auf Deutsch und auf Polnisch, seiner Muttersprache.
Wer das schmale Häuschen auf dem Ottmar-Pohl-Platz betritt, hört darin die unterschiedlichsten Texte. Was sie verbindet ist das meist nicht direkt ausgesprochene Engagement für Demokratie, Menschenrechte und ein friedliches Zusammenleben der Kulturen. Auf den Wänden des Häuschens ist in vielhundertfacher Ausführung das Wörtchen „Resist“ zu lesen, mit dem auch ein Projekt des Integrationshauses nebenan überschrieben ist, da hat es sogar ein Ausrufezeichen.
Resist: Arsch huh
Übersetzen könnte man das englische Wort mit „Widerstand leisten!“, „Widerworte geben!“ oder – frei auf Kölsch - „Arsch huh!“: Die Initiatoren wollen die kritische Zivilgesellschaft fördern, dem Recht auf Widerspruch eine Plattform bieten und sogar Initiativen, Künstler oder Journalisten in Ländern unterstützen, in denen ihre Freiheitsrechte eingeschränkt sind. Etwa, indem auf die Internet-Seite von „Resist!“ Tipps eingestellt werden, wie man trotz Repressalien die Diskussion im öffentlichen Raum aufrecht erhält. Die Holzhäuschen-Installation unter dem Titel „Mahnwache“ ist ein Ableger dieses Projekts und ausdrücklich offen für weitere Beiträge.
Audio-Dateien schicken
„Man kann uns Audio-Dateien zuschicken, egal in welcher Sprache gesprochen oder gesungen wird“, erklärt Mona Leitmeier, eine der Initiatorinnen des Projekts. „Wer keine Möglichkeit dazu hat, schickt uns einfach den Text, wir lesen das dann ein.“ Selbstverständlich aber behalte man sich eine Auswahl der in Frage kommenden Beiträge vor, Proteste gegen die Corona-Verordnungen zum Beispiel seien ganz sicher nicht die Art von Widerstand, die hier gemeint ist. Die „Mahnwache“ vor dem Integrationshaus wurde eigentlich als Teil der Ausstellung „Resist! Die Kunst des Widerstands“ konzipiert, die in der vergangenen Woche im Rautenstrauch-Joest-Museum eröffnet werden sollte, und zu deren Kuratoren das In-Haus gehört.
Ausstellung ist bis Juli zu hören
Wegen der Pandemie musste die Eröffnung verschoben werden, zumindest dieser Teil ist nun schon einmal zu sehen. Und zwar montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr, mindestens bis in den Juli: „Wir hoffen natürlich, dass unser Projekt immer weiter geht“, erklärte Elizaveta Khan, Geschäftsführerin des In-Hauses. Dass das Holzhäuschen an eines der altertümlichen Wachhäuschen erinnert, wie sie früher zum Beispiel vor Kasernen standen, ist laut Rita Bomkamp, die für Planung und Bau zuständig war, allerdings ein Zufall: „Wir wollten ursprünglich eine Art Telefonzelle aufbauen, da hätten die Besucher einen Hörer abnehmen müssen, um die Texte zu hören. Aber wegen Corona ging das nicht.“ So wurde die einfachste Form gewählt, und aus dem Lautsprecher sind nun permanent Texte zu hören.
Wer weitere Informationen einholen möchte, findet dort auch einen QR-Code, über den er sich direkt auf der Internet-Seite von „Resist!“ einklinken kann.
www.ihaus.org
Quelle: Kölner Stadtanzeiger Online 03.12.2020